Schlafen im Stroh und unter freiem Himmel
Es wurde mal wieder Zeit für eine Bergtour. Ich hatte zwar vor kurzem schon zwei Tagesbergtouren (Ponten und Rote Flüh im Allgäu), aber das war eher ein „Warm-Up“ für den Säntis 😉
Ziemlich spontan beschlossen drei Freunde und ich in die schöne Schweiz zu fahren. Der Plan: Mit Sack und Pack in die Berge und schauen wie weit man kommt und wenn möglich die Nacht draußen im Freien überleben. Klingt ganz nach meinem Geschmack. Also los!
Gutes Packen ist das A und O. Blöd, wenn man dann einen Tag davor merkt, dass der Rucksack eigentlich zu klein und der Schlafsack viiiel zu groß für eine Wandertour ist. Aber ein Hoch auf Intersport und auf 20 % auf alles 😉 Also donnerstags nach der Arbeit noch schnell einen kleinen, leichten Schlafsack gekauft, der bis zu 5 Grad Celsius warm hält. Schlafsack, Isomatte, genug Wasser, Essen, Kleidung, Sonnencreme, Taschenlampe, Handy (für die super professionellen Fotos) und ganz wichtig ein Handtuch (man muss immer wissen wo man sein Handtuch hat!) Ja, man merkt meine Liste ist nicht lang, aber zum Glück waren Experten dabei, die den Rest mitgeschleppt haben (danke nochmal, ihr seid cool! 🙂 )
Also los Richtung Ulm, an Bregenz vorbei nach Wasserauen. Hier hatten wir unsere erste Nacht im Stroh. Ja genau…in einer Scheune, mit Ziegen und Heu… und das freiwillig. Und es war herrlich. Nach dem Abendessen und einer gepflegten Runde Skyjo wurde die erste Nacht in weichem Stroh verbracht.
Am nächsten Morgen ging es dann nach einem stärkenden Frühstück, mit selbstgemachten Joghurt, Tannenschössli und Kaffee hoch in die nebelverhangenen Berge.
Vorbei am Wildkirchli und am Öhrli (so süß die Schweizer) auf den Säntis.
Eine Sache die ich gelernt habe: Immer Panzertape mitnehmen. Nach über 10 Jahren haben meine Wanderschuhe nun endgültig den Geist aufgegeben. Aber nichts was Panzertape nicht lösen könnte. Und es hat bis zum Schluss gehalten! Ich bin begeistert.
Auf unserer Tour hatten wir alles. Nebel, Sonne, Wald, Sand, Gestein, Schnee und zum Schluss die Himmelsleiter auf den Säntis. Und jetzt kommt das Schärfste: Wir vier oben fix und fertig angekommen, sitzt da ne Omi mit ca 70 Jahren (oder mehr) und lächelt uns vergnügt an. Nachdem sie uns dann den Tipp gegeben hat, auch mal ne Pause zu machen, stiefelte sie weiter. Mega cool. Die coolste Omi (direkt nach meiner natürlich 😉 )
Dann war es endlich geschafft. Nach den letzten Stufen, die uns und unseren Oberschenkeln das Letzte abverlangten, standen wir endlich auf dem Säntis auf 2502 m. Diesen Ausblick und das Gipfelradler reichlich verdient!
Nachdem die Oberschenkel alles gaben, waren jetzt die Knie dran. Wieder runter…soweit es ging und bis wir uns aufgrund der Dunkelheit einen Schlafplatz suchen mussten. Das Abendessen war schnell zubereitet (Couscous mit Erbsen und Thunfisch). Nächster Tipp: Stirnlampen. So hat man die Hände frei und kann in Ruhe kochen und den Schlafplatz vorbereiten. Steht schon auf meiner Einkaufsliste für die nächste Tour!
Wir hatten richtig Glück mit dem Wetter. Ein sternenklarer Himmel. Gemütlich in den Schlafsack gekuschelt, hatten wir den perfekten Blick auf die Sterne, die Milchstraße, Jupiter, Saturn und den Mars. Wie könnte man besser einschlafen?
Einschlafen ja, aber nicht durchschlafen. Leider gehöre ich nicht zu denen die egal wo, wie und wann gut schlafen können. Sobald ich in der Fremde bin, bleibt mein Körper halb wach. Aber nicht tragisch, man liegt nicht jede Nacht unter freiem Himmel in den Bergen und kann der absoluten Stille lauschen – eine wunderbare Erfahrung.
Am nächsten Morgen ging es dann nach einem reichhaltigen Snickers-Frühstück weiter zum Seealpsee. Ich will ja nicht behaupten, dass der See kalt war, aber mir haben die Füße geschmerzt als ich die Wassertemperatur getestet habe. Ihr könnt euch vorstellen wie beeindruckt und entsetzt ich war, als meine drei Reisegefährten ohne mit der Wimper zu zucken ins Wasser sprangen. Ja, ich bin ein Warmduscher und habe an dieser Stelle versagt. Aber wäre ich auch ins Wasser, wäre ich jetzt nicht hier. Das hätte ich ganz sicher nicht überlebt.
Vom See war es dann nicht mehr weit zum Parkplatz. Überglücklich und erschöpft ging es dann wieder nach Hause.
Ich hoffe mein Bericht (oder eher die Fotos) machen Lust auf Bergtouren. Ich kann es nur empfehlen. Mehrere Punkte fallen mir dazu ein. Zum einen kann es zwar super anstrengend sein, aber wenn man dann den Gipfel erreicht hat, obwohl man lieber aufgegeben hätte, überströmt einen das pure Glücksgefühl und man kann zu Recht stolz auf sich sein. Man tut seinem Körper was Gutes. Bewegung und frische Luft. Zum anderen ist es auch eine gute Gelegenheit mal abzuschalten. Kopfmäßig den Alltag und die viel zu vielen Gedanken beiseite schieben, und sich nur auf den eigenen Körper, die wunderschöne Natur und das Ziel konzentrieren. Man merkt, dass man nicht viel zum leben braucht. Es ist die Natur, die Bewegung und das Zusammensein mit lieben Freunden.
Lassen wir uns von dieser Welt und ihrem Gedankengut nicht verrückt machen. Wir haben alles was wir brauchen. Es kommt nicht darauf an was wir zum leben haben, sondern wie und für wen wir leben.
„Natürlich bringt Gottergebenheit großen Gewinn, wenn sie mit Zufriedenheit verbunden ist. Denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht und wir können auch nichts aus der Welt mit hinausnehmen.“
– 1. Timotheus 6:6,7
Keep it simple 🙂
Nicola
So ein toller Bericht von einer wunderschönen Tour!!! 🌌🏞️☀️✨🌄🗻🌌❤️🤗🤗
Mia
Danke! 🙂
Konstantin
Das Anhalter-Zitat 😁
Meine Frau hätte Wanderschuhe in Größe 39 – quasi nicht getragen – für dich über falls du noch Bedarf hast.
Grüßle!
Mia
Oh cool! Das wäre genau meine Größe. Aber leider etwas zu spät. Hab mir schon neue Schuhe gekauft…da hab ich nicht lange gewartet 😉